Sarah Ferber hat 2015 über die körperliche Bußpraxis im prestigeträchtigen Cistercienserinnenkloster Maubuisson bei Paris im 17. Jh. geforscht. Die Verfasserin schreibt, aus nichtreligiöser Perspektive, von "devotional violence"; freilich würden erfahren geistliche Lehrer eher von Askese und Abtötung sprechen. Die Frauen von Montbuisson sind geschichtlich interessant, weil in ihrem Kloster von etwa 1600 bis 1640 die Frage der Bußpraxis für die Entlassung von einigen Beichtvätern gesorgt hat und einer von ihnen, Louis Quinet (von 1627 bis 1630 dort Beichtvater), später als geistlicher Schriftsteller bekannt wurde.
Die Bußpraxis in einem Frauenkloster muss nicht so dramatisch sein, wie die Klatschpresse sie schildert. Es gab eine breite Auswahl an Maßnahmen, die vom dramatischen Cilicium (ein Beispiel ist im Bild: Berninis Fontana dei Quattro Fiumi in Rom) bis zu relativ Harmlosem reicht, etwa: Chicorée ohne Essig essen. Ferbers Aufsatz beschränkt sich in keiner Weise auf gruselige Details, sondern interessiert sich für "Maubuisson als wichtiges Labor zur Untersuchung der Spannungen im geistigen Leben Frankreichs nach den Religionskriegen". Andere Fragen wie etwa das Selbstbild der Frauen, ihre Selbstbestimmung gegenüber betreuenden Priestern, die für sie nicht streng genug waren und eine Art anti-Körperkult laden zur vertieften Auseinandersetzung ein. Sarah Ferber, Devotional violence and emotional governance in a seventeenth-century French female religious house. In: Violence and Emotions in Early Modern Europe. Routledge, 2015, 111-126. Ebenso empfehlenswert ist die thematisch verwandte Monographie: Barbara B. Diefendorf, From Penitence to Charity: Pious Women and the Catholic Reformation in France, Oxford University Press, 2004.
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AuthorPater Alkuin Schachenmayr ArchivesCategories |