Ordinis splendor. |
Ordinis splendor. |
O schwere Gottes Hand, wie bist allhie zu Land so schmerzlich zu gedulden: Ach wie muß man so theur, in disem strengen Feuer, bezahlen alle Schulden. Hätt ich mir die Pein zuvorgebildet ein, die man allhie muß leiden; so hätt ich also sehr gewißlich nimmermehr getracht nach schnöden Freuden.
Lebhafte Vorstellungen vom Fegefeuer, wie die oben zitierten Zeilen aus einem Augsburger Lied ca. 1690, sind von tiefster kulturprägender Bedeutung für das europäische Abendland vom Mittelalter bis in das 20. Jh. Klöster wurden zu einem großen Teil von Spenden finanziert, die bezahlt wurden, um die Pein der Seelen im Fegefuer zu lindern bzw. zu beenden. Das Mittel dazu war fürbittendes Gebet, vor allem in der Hl. Messe. Der obige Textausschnitt ist deswegen eine wertvolle Quelle, weil die Augsburger Lyrik zeitgenössische Vorstellugen vom Purgatorium liefert und uns ein zuverlässiges Bild von jenen Gefühlen machen lässt, die in der Betrachtungswelt der Geldgeber herrschten. Das Lied hilft, die seelsiche Motivation hinter den Seelgerätsstiftungen, die wir heute etwas nüchterner Messintentionen nennen, besser zu verstehen.
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AuthorPater Alkuin Schachenmayr Archives
December 2024
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